Foto: Lübke, Kurt (kul)
Artikel von Kerstin Reemen (https://www.wz.de/)
„Ich habe vor dem ersten Test auch tierisch Manschetten gehabt“, räumt Christian Königs ein. Aber weil es „noch Ewigkeiten“ dauern werde, „bis wir alle gegen das Corona-Virus geimpft sind“, sieht der Tönisvorster Unternehmer die Chance im Kampf gegen die Pandemie in einer konsequenten Strategie: „Testen, testen, testen.“
Seit drei Monaten bietet Königs, Firmengründer und Inhaber der „Königs-Gruppe“ und Besitzer des Reitstalls Gehlenhof (siehe Kasten), seinen 120 Mitarbeitern in Präsenz und denen im Homeoffice regelmäßig Schnelltests an. Zuerst in Monats- nun in wöchentlicher Taktung. Seit Februar wurden 400 Tests durchgeführt. „Dafür habe ich extra eine Krankenschwester organisiert, die diese Tests bei uns durchführt.“
Die Testung ist für die Mitarbeiter gratis. Die Kosten trägt Königs. 2000 Tests hat er vor drei Monaten geordert. Für sie habe er „netto 12 000 Euro bezahlt“. Die Krankenschwester arbeite auf Stundenbasis und habe diesen Nebenjob mit ihrem Arbeitgeber „Krankenhaus“ abgesprochen. Sie steuert die Büros der Königs-Gruppe aktuell zweimal die Woche an. „So können wir das sehr professionell abwickeln“, sagt Königs. Bisher seien alle Tests negativ gewesen.
„Ich musste Überzeugungsarbeit leisten“, sagt Königs. Die Akzeptanz der Tests auf freiweilliger Basis sei anfänglich nicht so einfach gewesen. „Die Angst vor dem Test war da.“ Mittlerweile ließen sich „aber eigentlich alle Mitarbeiter testen“.
Die Politik fordert zurzeit hörbar ein solches Engagement auf Seiten von Unternehmen und Arbeitgebern ein. Aber gerade die Unzufriedenheit mit dem schleppenden Impfenprozess sowie mit Kurs und Strategie der Politik hatten König genau zu diesem Pionier-Schritt auf eigene Rechnung Anfang des Jahres schon gebracht.
„Wir traten auf der Stelle. Da habe ich mich schlau gemacht und die Tests geordert.“ Er hat das Angebot neben den Corona-Schutz-Regeln Maske/Abstand/Homeoffice-Regelung im Unternehmen etabliert.
Bereits vor einem Jahr, im März 2020, war Königs mit politischen Entscheidungen auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene nicht einverstanden gewesen. Damals war das Fußballspiel von Borussia Mönchengladbach gegen Dortmund trotz der Situation im benachbarten Kreis Heinsberg mit Publikum angepfifffen worden. „Daraufhin hatte ich den Gladbacher Oberbürgermeister angeschrieben, auch Landesminister Laumann und Bundes-Gesundheitsminister Jens Spahn, um ihnen zu sagen, wie verantwortungslos ich es fand, dieses Spiel so stattfinden zu lassen.“
Waren es wirtschaftliche Gründe? „Wo bleibt der gesunde Menschenverstand“, fragte sich Christian Königs damals. Für die aktuelle Situation im Frühjahr 2021 mit wieder deutlich steigenden Zahlen wünschte sich Königs einen „wirklich kompletten Lockdown“ und dann flächendeckende Testungen, um die Infektionen aufzuspüren und einzudämmen.
Die Zweifel an der Handlungsweise der Politik sind präsent. Und die Sicht auf die Wirtschaft: „Die leidet extrem!“